Bericht/Fotogalerie: Zehntausend in Aachen gegen den Rechtsruck
Aachen. „Keine Printen für Nazis.“ Ausrufezeichen! Am Samstag sind in Aachen nach Polizeiangaben rund 10.000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck und die AfD zu demonstrieren. Für die Kaiserstadt war es wohl die größte Demonstration seit 2019, als „Fridays for Future“ mit 35.000 bis 40.000 Menschen auf der Straße war. Am kommenden Samstag soll erneut gegen Rechtsextremismus demonstriert werden.
Ursprünglich hatte die erst vor wenigen Wochen neu gegründete „Antifa Jugend Aachen“ die Demonstration bereits im November angemeldet. „Antifa stays united“ lautete das Motto, demonstriert werden sollte generell aus radikal-antifaschistischer Sichtweise „gegen Faschismus, gegen Antisemitismus, gegen Rassismus“. Nach Medienberichten über das Treffen von Rechtsextremen, Unternehmern, AfD-Vertretern und Mitgliedern der reaktionären „WerteUnion“ sowie etwaigen Plänen, Migranten massenhaft abzuschieben oder zu vertreiben, wurde der Protestaufruf dann diesbezüglich angepasst.
Zuvor hatte sich in den sozialen Netzwerken ohnehin eine enorme Dynamik entwickelt. Kurzerhand riefen viele Aachener dazu auf, sich der Antifa anzuschließen und so schnell ein deutliches Zeichen gegen AfD und Rechtsruck zu setzen. Statt der zunächst erwarteten 150 Teilnehmer*innen erlebte Aachen dasselbe wie andere Städte, in denen demonstriert wird. Der Vorplatz des Hauptbahnhofs stand schon rund 30 Minuten vor dem offiziellen Beginn nahezu voll. Die Polizei registrierte kurz darauf einen ungebrochen starken Zulauf. Am Ende zogen in der Spitze rund 10.000 Menschen durch Aachen. Unter ihnen waren viele junge Menschen, junge Eltern mit ihren Kindern, „Omas gegen Rechts“ und andere Senior*innen, Linksradikale und Antifaschist*innen, Vertreter*innen und Mitglieder von Gruppen, Initiativen und den meisten Parteien – darunter auch Lokalpolitiker*innen, Ratsmitglieder und Abgeordnete.
„Wir sind Aachen – Nazis sind es nicht!“
Bereits am kommenden Samstag findet eine weitere Demonstration statt. Der „Runde Tisch gegen Rechts“ hat kurzfristig ein breites Bündnis aus Oberbürgermeisterin, demokratischen Parteien, Religionsgemeinschaften, Vereinen und Initiativen mobilisiert. Mit einer Demonstration am Holocaust-Gedenktag (27.1.), die wieder am Hauptbahnhof (13 Uhr) starten soll, will man zum Markt ziehen, wo gegen 14 Uhr dann eine Kundgebung beginnen soll (*). Motto: „Wir sind Aachen – Nazis sind es nicht!“ Der Slogan und entsprechende Plakate in Haus- und Behördenfenstern prägten erstmals Ende 2008 das Stadtbild. Damals waren an Heiligabend Neonazis in Aachen aufmarschiert und mit den Plakaten sollte jeder ein Zeichen gegen den braunen Spuk setzen können.
Das bürgerlich-konservative Milieu, das am Samstag noch die Nähe zur „Antifa Jugend Aachen“ gescheut hat, soll am 27. Januar in die Proteste gegen die AfD eingebunden werden. Reden werden unter anderem die Abgeordneten Daniel Freund (Grüne), Sabine Verheyen (CDU) und Ye-One Rhie (SPD) sowie Ralf Woelk (DGB) und Elisabeth Paul (Deutsch-israelische Gesellschaft Aachen) halten. Aufgelockert wird das Programm durch Live-Musik der Band „Lagerfeuer-Trio“ und durch gemeinsames Singen.
In dem Aufruf zur Demonstration heißt es: „Fassungslos haben wir die neuesten Enthüllungen des Recherche-Kollektivs Correctiv gelesen. Die Haltung der AfD und ihre Nähe zur rechtsextremen Identitären Bewegung sind wenig überraschend, dennoch zeigen die entsetzlichen Deportationspläne eindeutig, welche Gefahr die AfD, ihr ideologischer Kern und rechtsextreme Organisationen für unsere freiheitliche demokratische Grundordnung darstellen.“ (mik)
(*) Update (26.1.): Es wird keinen Demonstrationszug geben, es finden demgegenüber nun drei Kundgebungen zeitgleich statt.