Meldung: Neue rechtsextreme Jugendgruppe im Großraum Aachen?
Region Aachen. Seit rund fünf Jahren gibt es im Großraum Aachen offiziell keine rechtsextremistischen Gruppierungen mehr, die sich speziell an Jugendliche und Heranwachsende richten. Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass ein oder mehrere Aktivisten versuchen, Strukturen im Sinne der „Jungen Nationalisten“ (JN) – der Jugendorganisation der Ex-NPD, heute umbenannt in „Die Heimat“ – aufzubauen.
Junge Neonazis machten in jüngster Zeit Schlagzeilen, weil sie in Bautzen größere Proteste gegen den CSD durchführten respektive in Leipzig durchführen wollten. Zum Teil wirkten die JN dabei mit. Bei den Protesten in Bautzen war zudem die „Elblandrevolte“ aktiv, spätere Aufrufe zu rechtsextremistischen Protesten gegen den CSD in Leipzig wurden etwa von „Jung und Stark“ (JS) oder der „Deutschen Jugend voran“ (DJV) verbreitet.
Trotz unterschiedlicher Namen werden die Gruppen, die ihre Inhalte häufig über Instagram verbreiten und sich dort vernetzen, von Beobachtern der JN oder deren Umfeld zugerechnet. Formal gehören solche Gruppen also nicht zwingend der Ex-NPD-Parteijugend an. Seit kurzem existiert ein Instagram-Profil unter dem Namen „Aachenbande“ beziehungsweise „Aachen Inferno“. Dort wurde dazu aufgerufen, dass sich Interessierte melden sollen, die „aktiv für Stadt und Vaterland“ werden wollen.
Am 19. August wurde das neue Logo der „JN Aachen“ auf dem Profil gepostet, später folgten Aufklebermotive. Das Logo von „Aachen Inferno“ zeigt die Umrisse des Doms, die Siluette von Karl dem Großen und das Bild eines Reichsapfels. Unterstützung erhielt man offenbar von einem Mediengestalter und rechtsextremen Versandhändler aus dem Kreis Düren. Postings wurden überwiegend mit neonazistischer Musik unterlegt.
Der oder die Rechtsextremisten scheinen Mistreiter in der gesamten Region ansprechen zu wollen – also in den Kreisen Düren und Heinsberg, in der gesamten Städteregion und in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Ostbelgiens. Inwieweit das Projekt erfolgreich sein und letztlich als JN-Struktur akzeptiert wird, ist noch unklar.
Ein ähnliches Instagram-Profil in Geilenkirchen war im Jahr 2021 wenige Monate hinweg aktiv. Die Gruppe mit vermutlich weniger als einer Handvoll junger „Nationalisten“ hatte sich den Namen „Jungsturm Geilenkirchen“ gegeben. Der Name „Jungsturm“ war zu diesem Zeitpunkt für JN-Ableger im Rahmen einer bundesweiten „Jugendoffensive“ nicht unüblich. Nach einigen Monaten verstummte der „Jungsturm Geilenkirchen“ wieder.
Über Jahre aktiv und überwiegend durch junge Rechtsextremisten geprägt waren im Großraum Aachen Verbände der neonazistischen Splitterpartei „Die Rechte“ (DR) und deren Untergruppe „Syndikat 52“ (S52). Vor einigen Jahren lösten sich diese Strukturen weitgehend auf oder zogen sich aus der Öffentlichkeit zurück. Bis 2018/2019 waren auch regionale Kleingruppen der jugendaffinen „Identitären Bewegung“ (IB) aktiv gewesen. (mik)